Lieber Besucher,

 

ich geb's zu, es ist viel Text zu lesen. Aber ist Text nicht zum Lesen da? Und keine Bilder, keine Animationen...hach wie langweilig und öde. Aber: Ich hab versucht hierfür Bilder zu malen! Sollte mir jemand bei der Illustration der Geschichte ideenmässig behilflich sein wollen, bitte sehr! Bisher scheitere ich am unsichtbaren Hund selbst...

Hier also das erste Kapitel meiner melancholisch-hündischen Roadstory. Wünsche wohl zu gefallen. Wenn nicht: Tjaaaaa.....:)

 

Vom unsichtbaren Hund

eine melancholisch-hündische roadstory

Erzählung
modinger fachverlag für irrsinnige publikationen

Kapitel Eins

Der unsichtbare Hund trottete die Hauptstraße entlang. Zum Supermarkt ging es, wo er sich durch den Hintereingang einschlich und heimlich ein Paar Würstchen von der Fleischertheke stibitzte. Das machte er jetzt seit einigen Tagen so. Seit man ihn vergessen hatte.

Bejubelt hatte man ihn als neuen Meilenstein der Gentechnologie, als anthropogene Krone der Evolution feierten ihn die Zeitungen mit dicken Überschriften auf den Titelblättern. Das ideale Haustier sei er, ideal für alle Menschen, die sich nicht mit den bekannten Nachteilen von herkömmlichen Hunden belasten wollten.
Unsichtbare Hundehaare, unsichtbarer Hundekot. Geruchs- und geschmacksneutral.
Durch Eingriffe in sein Erbgut hatten es die Wissenschaftler fertiggebracht, dass ihm weder Stimmbänder noch Krallen gewachsen waren. Das schonte lärmempfindliche Ohren und teure Parkettböden.

Er war der fünfte einer Charge von 12 unsichtbaren Hunden, die das Labor, in dem er generiert worden war an ausgewählte Mitarbeiter des Aufsichtsrates verschenkt hatte.
Gar nicht schlecht gefiel es ihm zu Beginn bei seiner Familie. In den ersten Tagen kamen ständig Bekannte zu Priesenkopps, um sich den neuen Mitbewohner anzusehen. Die Meisten zogen aber enttäuscht ab , als sie vom unsichtbaren Hund nicht das geringste sahen, ihn nicht bellen hören konnten und alle Versuche, ihn irgendwelche Gegenstände apportieren zu lassen fehl schlugen. Das Apportieren hatte ihm schließlich noch keiner beigebracht.

Dr. Priesenkopp war im allgemeinen selten zu Hause. Meist, als er spät nachts zur Haustüre hereinkam, zog sich der unsichtbare Hund ins Wohnzimmer zurück, weil bald der ganze Flur nach Schnaps und billigem Parfüm stank.

Frau Priesenkopp war um diese Zeit schon längst eingeschlafen. Nachdem Dr. Priesenkopp die Treppe hochgepoltert war, konnte man die beiden aber streiten hören und bald darauf kam er die Treppe wieder herunter und streckte sich auf dem Sofa aus.
Also trippelte der unsichtbare Hund in die Küche, legte sich neben den Herd und döste vor sich hin, denn einschlafen konnte er nicht, schließlich hörte er Frau Priesenkopp im ersten Stock schluchzen und im Wohnzimmer wälzte sich Herr Priesenkopp von einer Seite auf die andere.


Darum war der unsichtbare Hund tagsüber oft so müde und erhob sich bis Mittag nicht von seinem Platz. Mittags kam nämlich Juliana nach Hause. Sie war neun, ging in die vierte Klasse und war die einzige, die sich ab und zu mit ihm beschäftigte. Wenn sie in ihrem Zimmer am Schreibtisch saß, lag er in ihrem Bett und kaute auf ihrem Teddy, obwohl er genau wusste, dass ihm das verboten war und er fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart. An manchen Nachmittagen gingen sie sogar in den Garten. Juliana turnte auf ihrer Schaukel herum und der unsichtbare Hund sprang wie wild im Kreis, war ganz ausgelassen und fröhlich. Gerne hätte er gebellt, ohne Stimmbänder war da allerdings nichts zu machen.

Stattdessen stellte er sich vor, ganz laut zu bellen, so laut, dass die Nachbarn die Polizei riefen! Er kannte Geschichten von gewöhnlichen Hunden, die so etwas konnten.
Dafür konnte er sich komplett unbemerkt an diese dämlichen Katzen heranschleichen, um sie, wenn er nahe genug herangekommen war, plötzlich in den Schwanz zu zwicken, so dass die Biester mit entsetzlichem Geplärre hochfuhren und sich auf den nächsten Baum flüchteten. Von da oben kamen sie nicht wieder herunter und manchmal riefen besorgte ältere Damen die Feuerwehr, die die Katzen wieder auf die Erde befördern mussten. So ein Einsatz dauerte durchaus einige Stunden, war also ein willkommener Zeitvertreib, wenn niemand sonst ihn beachtete.


Irgendwie fiel ihm auf, dass man ihm immer weniger Beachtung schenkte. Juliana fand ihren Computer, den sie geschenkt bekommen hatte nachdem sie ihren Vater mit einer Geschäftspartnerin in einem Cafe entdeckt hatte, viel interessanter. Mit diesem Computer konnte man Karten spielen, Bauklotze hin und her schieben und auf Monster schießen. Der unsichtbare Hund hatte gelernt, auf den Hinterpfoten zu stehen und eine Seitwärtsrolle zu machen. Bloß sah Juliana das nicht. Aber die Karten, Klötzchen und Monster sah sie.


Darum beschloss er, die meiste Zeit des Tages in der Küche zu verbringen und Regine, der Haushälterin beim Kochen zu assistieren. Er gab sich wirklich alle Mühe und wenn Regine irgendetwas verlegt hatte und es nicht wiederfand, so hatte er genau beobachtet, wo sie die Sachen hingestellt hatte, holte sie wieder hervor und legte sie auf den Küchenstuhl. Regine wunderte sich jedes Mal, dachte aber nicht weiter darüber nach, schließlich hatte sie noch nie an den unsichtbaren Hund geglaubt und sie war davon überzeugt, dass es Juliana war, die immer den Futternapf heimlich ausleerte.
Der unsichtbare Hund gab sich redlich Mühe, einen nützlichen Beitrag im Haushalt zu leisten und doch wurde er immer trauriger, weil er niemals gelobt oder auch nur hinter den Ohren gekrault wurde.

Und ganz unverhofft, Herr und Frau Priesenkopp hatten sich wieder die ganze Nacht gestritten, standen im ganzen Haus große Kartons und Regine packte sämtliche Sachen in die Schachteln bis nur noch die Möbel herumstanden. Interessiert schnüffelte der unsichtbare Hund an den leeren Regalen und musste wegen der Staubflusen niesen. Am nächsten Morgen kamen Männer mit einem Lastwagen.

Sie luden alles ein und das Haus war leer. Während der unsichtbare Hund staunend um den großen Lastwagen schlich, sah er aus den Augenwinkeln, wie Herr Priesenkopp die Haustüre verschloss, sich in sein Auto setzte und davonbrauste.
Es war das letzte Mal, dass der unsichtbare Hund jemanden seiner Familie gesehen hatte.

 
Mir langt's-ich muss weg!